"Love it" - Workaholic vs Leben:digkeit
- mrbuechel
- 10. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
2019. Da saß ich nun.
Im Kreise dieser Menschen. Weinend, weil ich am Wochenende zuvor seit Langem wieder mal erlebt habe, was es heißt wirklich zu leben. Anstatt vom Einen zum Nächsten zu hetzen. Alles mega coole Projekte, an denen ich mit viel Freude und Motivation gearbeitet habe. Ich war gut in all diesen Dingen.
Aber was war denn da an diesen Sonntagen immer!?
Mein einziger freier Tag zu dieser Zeit. In einer Arbeitswoche, die täglich mit einer dreistündigen Morgenroutine um 5:20 Uhr startete und nur mit Input-Pausen meist erst um 22:00 Uhr mit einem “wind down with education” Abendritual endete.
An den Sonntagen wusste ich plötzlich nicht mehr, was ich mit mir anfangen sollte.
Wer bin ich eigentlich ohne all meine coolen To-Do’s und meinen fancy Selbstständigen-Yoga-Fitness-Lifestyle?
Tja, das Ergebnis war für lange Zeit bingend vor Netflix zu sitzen, um diese unangenehmen Gefühle nicht spüren zu müssen und mich montags einfach wieder blindlings ins geile Getümmel der Persönlichkeitsentwicklung zu werfen.
An besagtem Wochenende, vor meinem Weinkrampf im Morgenkreis meiner ersten Yogaausbildung, habe ich zum ersten Mal meinen Bruder in Wien besucht. Zu dem Zeitpunkt lebte er bereits seit zwei Jahren dort, aber ich war davor einfach zu busy und wollte diese sechsstündige Zugfahrt nicht auf mich nehmen, um früher vorbeizuschauen.
Ich saß auf meinem Sofa-Bett. Alleine in der kleinen Wohnung im 22. Bezirk. Ich hatte wortwörtlich keinen Plan, keine Struktur, keine dringenden Aufgaben.
Und was bemerke ich da? Ein bisschen Verloren-Sein und dann... Entscheidungsmöglichkeit.
Ich hab - und frag mich bitte nicht wieso - reingefühlt, auf was ich Bock habe. Ich hatte tatsächlich Lust auf Lernen - eines meiner Wien "Maybe To do's".
Wie gesagt, mir ging es in dieser Phase nicht wirklich schlecht, es war eine echt geile Zeit!
Es hat hald einfach was gefehlt. Das Leben zwischen der Arbeit, die Flexibilität, das Abschalten, leben generell...
Heutzutage nennt man das Work - LIFE - Balance.
Also hab ich mit einem Punkt auf meiner Wien-Wochenende-Liste gestartet.
Es hat sich so anders angefühlt!
Vielleicht, weil ich mich bewusst dafür entschieden hab? Und nicht einfach mit meinen sich ständig drehenden Zahnrädchen in den üblichen “Let’s get stuff done” Modus und die entsprechende Geschwindigkeit gekommen bin?
Jup, unter anderem. Gecheckt hab ich das dann im Laufe des Tages. Und der folgenden Tage. Und bei der Rückfahrt. Nochmals ganz klar wurde es dann bei diesem morgendlichen Check-in bei meinem Yoga Teacher Training.
Da wusste ich dann mit absoluter Sicherheit, so kann und will ich nicht weitermachen, respektive weiterLEBEN.
Slowly, slowly hab ich mein Leben umgekrempelt, Selfcare gelernt und mich bestmöglichst um mich selbst gekümmert, mehr und mehr Eigenverantwortung für mich und mein Leben übernommen und durchs reinsteppen in mein Empowerment bewusste Entscheidungen getroffen, um in die Richtung zu kommen, in die ich wollte: mehr LEBEN.
Und zwar so, wie ich möchte und das, was ich unter “leben” verstehe.
Und das bis heute.
Es hat bis 2023 gedauert, bis ich es wirklich in Worte fassen konnte:
LEBEN:DIGKEIT findet im Körper statt.
Und im Jetzt.
Lets get there!

Mein Bruder, seine Freundin und ich. In Wien. Neben der Auszieh-Couch auf der ich "leben" lernte.

Kommentare